Dachaufstockung

Holzhäuser auf Plattenbauten Berlin-Prenzlauerberg

Das Bedürfnis, in der Stadt zu wohnen, nimmt seit einigen Jahren wieder zu. Der Vorteil der „kurzen Wege“ wird geschätzt. Die Sehnsucht nach Grün und einer individuell bestimmten Lebensumgebung bleibt jedoch bestehen.

Das Projekt „Holzhäuser auf Plattenbauten“ versucht die Vorteile der Stadt und die Sehnsucht nach Grün und individuellem Wohnraum zu vereinen.

Immer knapper werdende Ressourcen machen es notwendig - gerade bei der Schaffung von Wohnraum - auf lange Sicht nachhaltig und sparsam zu planen.
„Eines schönen Tages zur Mittagszeit sah ich 30 Arbeiter bei ihrer Mittagspause unter gelagerten Sheddach-Elementen sitzen und essen. Sie alle berichteten mir etwas sehr merkwürdiges: ‚Wir haben keine Ahnung warum, aber wir fühlen uns sehr wohl hier.‘ Dies war die Geburtsstunde der Schalenhäuser ‚Maisons coques‘.“ (Jean Prouvé)
Eine tonnenförmige Schale, eine der ältesten gebauten Dachformen, bildet die Grundform. Aus statischer Sicht ist die Schalenform als sehr leistungsfähig zu betrachten, da diese relativ schlanke Querschnitte erlaubt und zudem die freie Gestaltung des Wohnungsgrundrisses ermöglicht.
Die Schale besteht aus Massivholz. Hierbei werden einzelne, dünne Holzbretter in Brettstapelbauweise zu einer massiven Scheibe zusammengeführt, Als Verbindungsmittel werden Holzdübel verwendet, so dass kein weiterer Fremdstoff eingeführt wird.
Die Holzschale ersetzt den alten Dachstuhl der beiden Plattenbauten aus den 60-er Jahren. Das neue Dach wurde im Werk vorgefertigt und in wenigen Tagen auf der Baustelle zusammengesetzt.
In die tonnenförmige Dachschale wurden insgesamt drei Dachgärten eingeschnitten, je eine für jede der drei Wohnungen.
Durch das Einschneiden der Dachgärten entstehen unterschiedliche Raumhöhen innerhalb der Wohnungen. In den niedrigeren Bereichen unterhalb der Dachgärten wurden in der Regel die Schlafräume und Sanitärbereiche angeordnet. Die Raumhöhe hier beträgt 2,55 m. In den hohen Bereichen bis zu 4,75 m Raumhöhe wurde die Wohnbereiche angeordnet.
Im Übergangsbereich von hoch zu niedrig wurden Fensterbänder angeordnet, so dass die hohen Bereiche von allen vier Himmelsrichtungen belichtet werden. Durch das Einschneiden der Dachgärten konnte somit eine luftige, transparente Raumstruktur geschaffen werden, die vielfältige Blickbeziehungen zulässt.
Die innere Verkleidung der Holzschale wurde mit Lehmputz vorgenommen. Das Haupttragsystem besteht somit aus wenigen, aufeinander abgestimmten ökologischen Baustoffen.
Die einzelnen Bestandteile der Holzkonstruktion des Daches sind so weit optimiert, dass diese unter Anleitung von Fachleuten in sozialer Arbeit von Langzeitarbeitslosen zusammengefügt werden können. Über diese Herangehensweise sollen Gestaltung, Ökologie und Ethik zu einem gemeinsamen Produkt vereinigt werden.
Konzeption/Planung/Ausführungsplanung/Bauleitung/Innenraumkonzeption 2005-2008